Pyramiden

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Pyramiden
 
Die Pyramiden Ägyptens üben schon seit Jahrtausenden eine Faszination auf all jene aus, die das Land betreten. Die ältesten und mit die größten Pyramiden wurden in der Bronzezeit um 2700 v. Chr. zur Zeit der 3. Dynastie Ägyptens errichtet.
 
Die bekannteste aller Pyramiden ist die Cheopspyramide, die bei Giseh (auch Gizeh) in der Nähe von Kairo steht. Insgesamt gibt es in Ägypten über 70 Pyramiden, von denen aber viele zerfallen und vom Wüstensand begraben sind. Die Pyramiden sind monumentale Grabanlagen der Pharaonen, die durch komplizierte Systeme von Gängen und Fallen Grabräuber fern halten sollten. Bisher ist aber keine einzige Mumie eines Pharaos in einer Pyramide entdeckt worden, wohl aber Spuren früher Grabräuber.
 
Die altamerikanischen Pyramiden sind keine Pyramiden im engeren Sinne, sondern stufenförmige Plattformen für Tempel.
 
 Die Pyramiden Ägyptens
 
Die Bezeichnung Pyramide stammt aus dem Griechischen, wie viele andere Begriffe, die in unseren Augen fest mit Ägypten verbunden sind, wie beispielsweise die Namen vieler Pharaonen und die Namen einiger ägyptischer Städte. Die Pyramiden (im engeren Sinne) sind monumentale altägyptische Königsgräber mit quadratischer Grundfläche, dreieckig spitz zulaufenden Seiten und einem Neigungswinkel von etwa 52º; die Cheopspyramide kann als Idealtypus gelten. Diese Grabbauten stammen hauptsächlich von Pharaonen des frühen Alten Reiches bis hin zur Zweiten Zwischenzeit (3. Dynastie bis 13. Dynastie). Danach wurden die Pharaonen in Felsgräbern beigesetzt und die ihnen allein vorbehaltene Bauform der Pyramide wurde auch für nichtkönigliche Gräber frei, die dann allerdings wesentlich kleiner ausfielen. Die ältesten Pyramiden (im weiteren Sinn) waren noch Stufenpyramiden, die eine enge Verwandtschaft zu den mesopotamischen Zikkurats aufweisen. Die kanonische Pyramidenform entstand schon sehr früh unter Pharao Snofru. Die meisten Pyramiden stehen in der Umgebung der altägyptischen Hauptstadt Memphis (ägypt. Men-nefer-Pepi), jeweils am westlichen Rand des fruchtbaren Landes gegen die Wüste. Sie reihen sich etwa 50 Kilometer parallel zum Nil von Abu Roasch im Norden (bei Kairo) über Giseh, Saujet el-Arijan, Abusir, Sakkara bis hin nach Dahschur.
 
Die ersten Pyramiden
 
Stufenpyramide des Djoser: Der erste Monumentalbau Altägyptens entstand unter Pharao Djoser (Altes Reich, 3. Dynastie) in Sakkara. Djosers Baumeister Imhotep errichtete dort um 2700 v. Chr. eine rechteckige Stufenpyramide, die man besser als Stufenmastaba bezeichnet, da sie weder einen quadratischen Grundriss noch gerade Seitenflächen besitzt. Diese Stufenmastaba steht im Mittelpunkt eines heiligen Bezirkes mit einer Grundfläche von 545 Metern × 378 Metern, der von einer 10,50 Meter hohen Mauer umgeben ist. Sie war ursprünglich als quadratische Mastaba (rechteckiger Grabbau, 10 bis 20 Meter lang, 4 bis 8 Meter breit und 2 bis 4 Meter hoch) geplant. Im Laufe der Bauarbeiten wurde die Grundfläche zu einem Rechteck (121 Meter × 109 Meter) vergrößert und drei weitere Stufen aufgesetzt. In einer dritten Bauphase kamen zwei weitere Stockwerke hinzu, sodass ein sechsstufiger Bau von 62 Metern Höhe entstand. Alle Stufen sind 2 Meter tief und ihre Höhe nimmt nach oben hin jeweils um eine Königselle (52 Zentimeter) ab. Die unterste Stufe ist 11,45 Meter hoch und die oberste 8,87 Meter. Unter der Stufenpyramide liegt ein bis zu 33 Meter tiefes labyrinthisches System von Gängen, Kammern, Schächten, Scheintüren und Verschlusssteinen, in dem sich die Grabkammern des Pharao Djoser und elf seiner Familienmitglieder, eine mit blauen Fayenceplättchen ausgekleidete Kammer und insgesamt etwa 40 000 kostbare Steingefäße mit Königsnamen aus der 1. und 2. Dynastie befanden.
 
Ummantelte Stufenpyramide des Huni und Snofru: Der Bau der zweiten Pyramide wurde von Huni, dem letzten Pharao der 3. Dynastie, begonnen und von seinem Schwiegersohn Snofru, dem ersten Pharao der 4. Dynastie, fertig gestellt. Sie steht nur wenige Kilometer südlich der Djoserpyramide, bei Medum.
 
Auf einer quadratischen Basis entstand hier zunächst eine 67 Meter hohe siebenstufige Pyramide mit schrägen Seitenflächen aus Kalkstein. In einer zweiten Baustufe wurde die Pyramide von Huni mit einem Steinmantel versehen und dadurch auf acht Stufen und 82 Meter Höhe vergrößert. Snofru ließ die Stufen schließlich in einer dritten Bauphase mit Gestein verfüllen und die Wände mit geglätteten und polierten Steinplatten vermanteln, sodass die erste echte Pyramide entstand. Sie war 92 Meter hoch und ihre Wände hatten mit etwa 52º den gleichen Neigungswinkel wie die spätere Cheopspyramide. In 30 Meter Höhe befindet sich im Norden der Eingang, von dem ein 57 Meter langer Gang schräg nach unten zur Grabkammer auf Bodenniveau führt. Die Stabilitätsmängel in der Bauweise bewirkten, dass die Pyramide teilweise einstürzte.
 
Knickpyramide des Snofru: Die dritte der frühen Pyramiden ist die Knickpyramide des baufreudigen Pharaos Snofru, der am Bau dreier Pyramiden beteiligt war. Der Neigungswinkel der Pyramide ändert sich ungefähr auf halber Höhe von 54º31' zu etwa 43º. Inzwischen weiß man, dass dieser Knick statische Gründe hat. Der ursprünglich geplante 54º-Winkel führte aufgrund erheblicher Steinsetzungen zu Rissen in der oberen Grabkammer, sodass der 43º-Winkel zur Entlastung der Konstruktion gewählt wurde. Zwei Schächte - eine Besonderheit dieser Pyramide - führen von Norden und Westen zu zwei miteinander verbundenen Grabkammern. Beide waren fundleer, sodass man davon ausgehen kann, dass noch eine dritte, unentdeckte Kammer mit dem unberührten Grab Pharao Snofrus existiert.
 
Rote Pyramide des Snofru: Neben der Pyramide von Huni und Snofru und der Knickpyramide ließ Pharao Snofru noch eine dritte Pyramide erbauen, die 2 Kilometer nördlich der Knickpyramide liegt: die Rote Pyramide von Dahschur. Ihre Kantenlänge beträgt 220 Meter, ihre Höhe 99 Meter und ihr Neigungswinkel 43º40'. Sie wurde aus horizontal geschichteten rötlich schimmernden Kalksteinblöcken erbaut. Vom Eingang an der Nordseite in 28 Meter Höhe führt ein Gang hinunter zur Pyramidenbasis, wo sich drei leere Kammern, zwei Vorkammern und eine Grabkammer, befinden.
 
Die Pyramiden von Giseh
 
Wenn in unserer Zeit von Pyramiden die Rede ist, sind meistens die drei berühmtesten Pyramiden Ägyptens gemeint: die Pyramiden des Cheops, des Chephren und des Mykerinos bei Giseh in unmittelbarer Nähe von Kairo. Ihre Erbauer waren in direkter Linie der Sohn, Enkel und Urenkel des Snofru.
 
Cheopspyramide: Der Nachfolger des Snofru war Cheops (Cheops ist die gräzisierte Version von ägyptisch Chnum-chufu: »Chnum ist es, der mich schützt«). Er ließ die größte aller Pyramiden und damit die noch immer größte Steinkonstruktion der Welt erbauen. Die Baumeister verwendeten damals etwa 2,5 Millionen Steinblöcke mit einem Gewicht von durchschnittlich je 2,5 Tonnen und einer Größe von je 1 Kubikmeter.
 
Die Cheopspyramide, die um 2580 v. Chr. erbaut wurde, sollte das Vorbild für alle weiteren Pyramiden werden. Sie wurde später zeitweise als Steinbruch benutzt und hat deshalb ihre äußere Schicht aus blank polierten Kalksteinplatten größtenteils verloren. Die folgende Tabelle gibt die Maße der Cheopspyramide einst und jetzt an.
 
Die Gänge und Kammern:
 
In der Pyramide selbst befinden sich zwei (bisher erforschte) Kammern und etwa 30 Meter unter ihr, tief in den Fels eingegraben, eine weitere Kammer. Diese drei Kammern liegen ungefähr in der Pyramidenmitte übereinander. Der Eingang ins Innere der Pyramide befand sich ursprünglich in etwa 20 Metern Höhe an der Nordseite. Von diesem Eingang aus führt ein absteigender Gang zu der unterirdischen Kammer. Ungefähr auf Bodenniveau zweigt ein Gang nach oben ab, der nach 38 Metern in die Große Halle (auch Große Galerie genannt) einmündet. Kurz vor dieser Einmündung zweigt hier ein waagerechter Gang ab, der in die so genannte Königinnenkammer führt. Der Name ist rein fiktiv, es gibt keinerlei Hinweise auf das Grab einer Pharaonin. Die Große Halle selbst ist 47 Meter lang, 8,5 Meter hoch und unten 2,5 Meter, oben 1 Meter breit. Diese Konstruktion diente dem Verschluss der Pyramide. Lockere Balkenkonstruktionen hielten gewaltige Steinmengen in Schwebe, die nach dem Entfernen der Balken die Galerie versperrten. Zudem blockierten in Nuten gleitende Monolithe aus Granit den unteren Teil der Galerie. Auf die Galerie folgt eine waagerechte, 6,75 Meter lange Kammer, die so genannte Vorkammer. Sie diente mit vier herabgefallenen tonnenschweren Granitblöcken ebenfalls dem Verschluss des Zugangs. Die Vorkammer führt in die so genannte Königskammer (ein willkürlich gewählter Name) in 42,3 Metern Höhe über dem Erdniveau. Sie ist 10,45 Meter × 5,20 Meter groß und 5,80 Meter hoch und gänzlich schmucklos. Die Wandverkleidung besteht aus fugenlos aufeinander gesetzten Granitplatten. Um den Druck der oberhalb gelegenen fast 100 Meter dicken Seitenmassen auf die Decke der Kammer zu verringern, sind oberhalb fünf Hohlräume ausgespart. Nur dort oben fand man den Namen des Erbauers in Rötelschrift aufgemalt. In der Königskammer steht ein leerer, schmuckloser Granitsarkophag (2,30 Meter × 1 Meter × 0,89 Meter), der nicht durch die Gänge passt und deswegen noch vor Vollendung der Pyramide dort aufgestellt worden sein muss.
 
Mit hoch entwickelten technischen Geräten wurden noch weitere Hohlräume in der Cheopspyramide nachgewiesen (nahe der Königinnenkammer und am Südwestfuß der Pyramide), bisher aber noch nicht geöffnet. Die Pyramide selbst wurde von Grabräubern geplündert. Der heutige Eingang für Besucher ist ein ehemaliger Grabräuberstollen, der am Fuß der Pyramide beginnt, waagerecht in sie hinein führt und dort auf den absteigenden Gang trifft. Weder in der Cheopspyramide noch in einer anderen Pyramide wurde in unserer Zeit eine Mumie gefunden. Entweder haben die überall nachweisbaren Grabräuber gründliche Arbeit geleistet, oder es gibt noch, gut versteckt, weitere bisher unentdeckte Kammern oder es gab niemals Mumien in den Pyramiden. Letztere Theorie ist bei Ägyptologen nicht besonders angesehen und hat eher bei Fantasten Anhänger, die in den Pyramiden gewaltige Himmelsobservatorien oder ähnliche Dinge sehen, die womöglich von Außerirdischen zusammengebaut worden sein sollen. Derartiger Ansichten sind leider weit verbreitet.
 
 
Wirklich erstaunlich ist die hohe Präzision, mit der die Cheopspyramide, wie alle anderen Pyramiden auch, gebaut worden ist. Sie ist exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet und präzise nivelliert. Die Cheopspyramide weicht nirgendwo mehr als 5'32'' (0,26 %) von der Ost-West-Ausrichtung, und das Niveau der Steinschichten nie mehr als 2 Zentimeter von der Waagerechten ab (an der Basis beträgt die Abweichung nur 1,3 Zentimeter, dies führt auf der Länge der Diagonalen von 325,27 Metern zu einer Abweichung von nur 0,004 %). Die verblüffend einfachen und doch hochpräzisen Messtechniken konnten inzwischen nachvollzogen werden. Zur Nivellierung des Baus setzte man beispielsweise das ganze Fundament unter Wasser und kam so zu absolut genauen Werten.
 
Über den Bau der Pyramiden gibt es viele Geschichten. Herodot, der 2 000 Jahre nach deren Errichtung lebte, setzte die Zahl der Arbeiter, die am Bau der Cheopspyramide beteiligt gewesen sein sollten, auf 100 000 fest. Diese Zahl wurde stets angezweifelt und wird heute nicht mehr vertreten. Auch die Vorstellung, dass Sklaven unter Peitschenhieben die Kalkblöcke zum Pyramidenbau auf hölzernen Schlitten durch den Wüstensand zerrten, ist erwiesenermaßen falsch. Richtig ist, dass die Kalksteinblöcke tatsächlich auf hölzernen Schlitten transportiert wurden, falsch ist, dass Sklaven oder Zwangsarbeiter am Transport beteiligt waren. Vielmehr arbeiteten die Ägypter in der Zeit der Nilüberschwemmungen zwischen Mitte Juli bis Mitte November, in der sie nichts auf ihren Feldern tun konnten, am Bau der Pyramiden. Es gibt Hinweise darauf, dass die Pyramidenarbeiter gut entlohnt wurden und dass es sogar israelische Gastarbeiter beim Pyramidenbau gab. Moderne Berechnungen ergaben, dass zu Beginn des Baus der Cheopspyramide etwa 10 000 Mann beschäftigt waren und dass ab einer Höhe von 100 Metern nur noch etwa 2 300 Mann benötigt wurden. Dieser Berechnung liegt zugrunde, dass die Pyramide in etwa 20 Jahren fertig gestellt wurde. 10 000 Mann waren zu Cheops Zeiten weniger als 1 % der Gesamtbevölkerung Ägyptens. Der Pyramidenbau war also eine mit den damaligen Möglichkeiten normal zu bewältigende Aufgabe.
 
Das Sonnenschiff:
 
Vor der Südfront der Cheopspyramide wurde 1954 eine in den Fels geschlagene und mit Kalksteinblöcken und Gips hermetisch verschlossene Mulde entdeckt, die ein in 1 224 Teile zerlegtes, aber vollständig erhaltenes Schiff aus der Zeit des Pharao Cheops enthielt. Die schlanke Jacht wurde zusammengesetzt und ist nun 43 Meter lang, 6 Meter breit und am Bug 6 Meter, am Heck 7 Meter hoch.
 
Chephrenpyramide: Die Pyramide des Chephren liegt direkt neben der Cheopspyramide. Rein optisch scheint sie größer als die Cheopspyramide zu sein, weil sie auf einem höheren Plateau steht. Ihre beiden untersten Steinlagen sind aus Granit, die oberen aus Kalkstein. Im oberen Drittel ist die Kalksteinummantelung gut erhalten. Die Seitenlänge der Pyramide beträgt 215,25 Meter, die Höhe 143,5 Meter (jetzt nur noch 136,3 Meter) und der Neigungswinkel 53º8'. Bisher wurde nur eine Grabkammer auf Bodenniveau im Zentrum der Pyramide gefunden. Ein schräger Gang nach unten und ein unterirdischer Gang führen dorthin. In der Kammer fand sich nur ein Granitsarkophag mit zerbrochenem Deckel. Radarmessungen, um weitere Kammern zu finden, sind in dieser Pyramide so gut wie nicht möglich, da die Feuchtigkeit im Inneren zu hoch ist (Radarstrahlen werden von Wasser absorbiert). In den Felsgruben vor der Pyramide wurden keine Boote mehr gefunden.
 
Mykerinospyramide: Die Pyramide des Nachfolgers des Chephren ist wesentlich kleiner als die beiden anderen Pyramiden von Giseh. Ihre Kantenlänge beträgt 105 Meter, ihre Höhe 65,50 Meter und ihr Neigungswinkel 51º20'. Zwei Gänge führen im Inneren in eine mit Rosengranit ausgekleidete Grabkammer. Dort stand ein 3 Tonnen schwerer leerer Sarkophag aus Basalt, dessen Deckel fehlte und der mit stilisierten Palastfassaden seitlich geschmückt war. Der Sarkophag sollte 1838 nach England transportiert werden, sank jedoch zusammen mit dem Transportschiff vor Cartagena.
 
Die anderen ägyptischen Pyramiden
 
Die Tabelle zeigt Daten wichtiger anderer Pyramiden, nach ihrer Lage von Nord nach Süd sortiert.
 
Die weitere Entwicklung der Pyramidenform
 
Nachdem die Pyramidenform nicht mehr für die pharaonischen Gräber reserviert war, bauten sich Privatpersonen Miniaturpyramiden als Grabmale. Die nubischen Könige ab der 25. Dynastie griffen die Pyramidenform wieder auf (Pyramiden von Napata und Meroë), allerdings sind diese Pyramiden wesentlich kleiner und steiler (Kantenlänge bis 12 Meter, Neigung 68º). Die ptolemäischen Herrscher Ägyptens ließen ebenfalls Pyramiden errichten, und über sie verbreitete sich die Pyramidenform über das ganze Mittelmeergebiet (z. B. die Cestiuspyramide in Rom). Mit dem Ende der antiken Kulturen verschwand auch die Pyramide aus dem Repertoire der Architektur. Ab der Renaissancezeit erschien dann die Pyramide wieder auf Abbildungen und in miniaturisierter Form in der Architektur. Während des Ägyptenfeldzugs Napoleon Bonapartes (1798/99) und der anschließenden Besetzung des Landes erforschten französische Wissenschaftler die altägyptische Kultur. Das Material, das sie nach Europa mitbrachten, führte zu einer wahren Ägyptomanie. Überall in Europa wurden kleine Pyramiden gebaut, wie beispielsweise in Karlsruhe. Diese Begeisterung für die ägyptische Kultur ist bis heute ungebrochen. Auf der Rückseite der Dollarnoten ist eine Pyramide mit der Inschrift »annuit coeptis, novus ordo seclorum« (lat.: er segnet unseren Anfang, neue Ordnung der Zeitalter) abgebildet.
 
 Die altamerikanischen Pyramiden
 
Rein äußerlich erinnern viele der altamerikanischen Pyramiden an ägyptische Stufenpyramiden. Sie sind aber gänzlich anders gebaut. Ihr Kern besteht aus Erde und Bruchsteinen und nicht aus behauenen Steinblöcken wie in Ägypten. Die Verkleidung besteht aus Steinplatten, Mörtel und Stuck. Typisch für diese Pyramiden ist, dass sie immer wieder überbaut und dadurch vergrößert wurden, sodass sie Zwiebelschalen aus Mauerwerk gleichen. Auch ihre Funktion war eine andere: Die amerikanischen Pyramiden dienten als Plattformen für Tempel, die auf ihrer obersten Terrasse standen. Zu diesen Tempeln führen breite Steintreppen nach oben. Die ältesten amerikanischen Pyramiden entstanden im Küstenbereich Perus ab etwa 2500 v. Chr. In Mexiko wurden die frühesten Pyramiden von den Olmeken um 1200 v. Chr. an der Atlantikküste erbaut. Um 500 n. Chr. entstanden die riesigen Tempelanlagen von Teotiuhuacan in Zentralmexiko mit den zwei großen und vielen kleinen Pyramiden. Die größte (Stufen-)Pyramide der Welt wurde von Christi Geburt an bis etwa 800 n. Chr. in Cholula Mexiko erbaut. Sie hat eine Kantenlänge von etwa 400 Metern und eine Höhe von 62 Metern. Die Pyramiden der Maya entstanden zwischen 300 und 1200 n. Chr. Die aztekischen Pyramiden waren zur Zeit der spanischen Eroberung des Landes durch Hernán Cortez (1519-1521) noch in Gebrauch. Der immer wieder überbaute Haupttempel der Azteken kann in Mexiko-Stadt besichtigt werden.
 
In Nordamerika wurden zur Zeit der Mississippikultur (700-1400 n. Chr.) ebenfalls Pyramiden errichtet. Sie waren gestuft, mit rechteckigem Grundriss aus Erde gebaut und teilweise mit Lehmmörtel verkleidet. Die größte dieser Pyramiden mit einer Höhe von 30 Metern steht in Cahokia.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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